Wundersame Vervielfältigung von Bruno und Theo

Frenetisch bejubelt hat das Komikerduo «Lapsus» sein Jubiläumsprogramm in der Kunsthalle Appenzell ausprobiert

Eines der bekanntesten Komikerduos der Schweiz gab sich am Samstag in Appenzell die Ehre: Die Kulturgruppe bot «Lapsus » in der Kunsthalle Ziegelhütte in Appenzell die Bühne für ein sogenanntes «Try Out». Die beiden umwerfend komischen Figuren Bruno und Herr Hitzig, die sich seit 30 Jahren öffentlich «triezen», haben im ausverkauften Haus ihr neues Erlebnis-Komik-Programm geprobt.

Peter Winkler und Christian Höhener sind Clowns, Akrobaten, Sänger, Komiker, Slapstickmeister, Kabarettisten, Wortjongleure, Parodisten, Schauspieler mit stupender Körpersprache und Mimik. Sie sind das klassische Couple: wie Dick und Doof, wie der weisse Clown und der dumme August, wie Walter Matthau und Jack Lemmon. Sie sind «Lapsus». In ihrem neuen Programm, das sie nach anderen Stationen vergangenen Samstag in Appenzell auf Reaktionen des Publikums überprüft haben, vermischen sie raffiniert Realität und Bühnenfiguren, Video und physische Nummern.
Es begann mit Theo Hitzig (Peter Winkler) als Platzanweiser und Begrüssungsmoderator, der den Kulturgruppenleiter Silvio Signer nicht zu Wort kommen liess. «Fällt der Moderator von der Leiter, wird’s im Publikum heiter», prognostizierte sein Kompagnon Bruno Gschwind (Christian Höhener). Das setzte sich fort mit der wundersamen Vervielfältigung von Bruno und Theo im Weinkeller, Anekdoten aus der 30-jährigen Karriere, die beide «in Zivil» erzählten, abwechselnd mit rasanten Kostüm- und Charakterwechseln, und endete mit einer spitzensportlichen Lachnummer. Das Publikum war nach zweieinhalb Stunden erschöpft vom Lachen und überglücklich.

Drei gemeinsame Jahrzehnte
Das Publikum kennt «Lapsus» von Auftritten in Kleintheatern und auf grossen Bühnen, aus dem Circus Knie, mit dem das Duo während der Saison 2007 getourt ist, vom Arosa-Humorfestival, aus dem Fernsehen und von Firmenanlässen – die oft als Inspirationsquelle dienen, wie die beiden in Appenzell verraten haben. Seit drei Jahrzehnten gibt es ihre Hauptfiguren: den stets echauffierten Herrn Hitzig im Anzug und mit Fliege unter dem geschwollenen Hals und Bruno im orangen «Büezergwändli» mit der langen Leitung und dem Schalk im Nacken. Nur schon wie er ins Publikum blickt und zum 1000. Mal «Hä?» fragt, wenn ihn Hitzig wieder einmal rumkommandieren will, sorgt für Lachsalven. Bruno trickst ihn nämlich immer aus.
In der Kunsthalle Appenzell glänzte das Paar in all seinen Disziplinen. In die schnulzigen Countrysong-Cowboys oder die Alleinunterhalter «Harald & Harald» aus dem Schwabenland – affektiert, mit schlecht sitzenden Perücken und Glitzerjacketts – hätte man sich beinah auch noch verlieben können. Bruno enterte die Bühne als «Schiiwerfer», er bot sich auch als «Schigolo» an oder «Schiatsu im Schianzug». Mit kleinen Seitenhieben auf die Weltlage gespickt kommentierten die «echten» Künstler Einblicke in ihren Probenraum und Rückblicke auf ihre beachtlich konstante Karriere als Duo.

Wagemutig und anmutig
Zum Beispiel erhielt das Appenzeller Publikum eine Lektion im Nationalsport – mit der Hosenlupf-Nummer, in der sie wie oft mit der unterschiedlichen Körpergrösse spielten und knorrige Typen gaben, nahm ihre Karriere Fahrt auf. Oder sie wetteiferten im Dialektwettbewerb. Mit der wahnwitzigen Akrobatik Ü60 verblüfften sie einmal mehr mit ihrer Kreativität. Sie würden es wie Reinhold Messner machen: «Der steigt auch nicht immer wieder auf den Everest, sondern zeigt sein Können mit Power Point.» Ebenso gefiel die Anmut à la Biellmann, als die zwei graziös über imaginäre Eisflächen schwebten. Wie im Zirkus hielt das Publikum den Atem an bei den wagemutigen Manövern vor der Brüstung der Bühnenplattform. Als vegetarische Jäger, die lustvoll einen erlegten Kürbis ausnahmen und aus einer Herde Tomaten ohne Zwischenschritt Passata schossen, trieben sie den Zuschauern Lachtränen in die Augen. Sie liefen unter Jubel auf dem Laufband ins Ziel ein, elegant wie die Kambundji-Sisters.
«La Paloma», die auf die Spitze getriebene Gesangszugabe, hat in den Ohren der Gäste und der Gastgeber wohl lange nachgeklungen. «Es war sauglatt», sagten viele. Mit Lachmuskelkater entliess die Kulturgruppe Appenzell das grosse Publikum in die Sommerpause. Die Veranstaltenden freuen sich auf ein Wiedersehen anlässlich der Appenzeller Filmnächte vom 14. bis 16. August.

Text und Bilder: Monica Dörig