Spass zu haben ist lebenswichtig

Peter Shub brachte die Komik des Alltags ins Kloster

Ein Altmeister der Clownerie besuchte am Samstagabend Appenzell. Die Kulturgruppe hat Peter Shub eingeladen, einen amerikanischen Clown, der schon mit Dimitri gearbeitet hat, im legendären Zirkus Roncalli aufgetreten ist, mit Roman Polanski auf der Bühne stand  und in Monaco mit Preisen geehrt wurde. Im Refektorium des ehemaligen Kapuzinerklosters bezauberte er mit Slapstick, ergreifender Mimikund mit einem feinen Humor, den das Leben selbst gebiert.

Peter Shub findet, Spass zu haben ist lebenswichtig. Er weiss das gut. Der US-Amerikaner, der seit vielen Jahren in Hannover lebt, ist studierter Soziologe und nicht nur ein weitgereister Clown, Akrobat, Pantomime, Comedian und Regisseur von Bühnen- und Zirkus-Shows; er ist ein Mensch der in gut 60 Lebensjahren nicht nur Lustiges erlebt hat. Sein Programm «Für Garderobe keine Haftung» habe keine Bedeutung oder tiefere Aussage, legte er dar. Es gehe darum, miteinander zwei Stunden Spass zu haben.

Die Komik des Alltags

Was er dem begeisterten Appenzeller Publikum ohne Definition und Botschaft zeigte, war dennoch viel mehr als Bespassung. Er zeigte wie absurd das Leben sein kann, wieviele lustige Episoden sich jeden Tag ereignen im Kampf mit den Unwägbarkeiten des Alltags,  wie skurril Menschen sich benehmen können, wie eine kleine Verschiebung des Blickwinkels, ein Ding, eine Bewegung, eine Situation ins Komische kippen kann. Peter Shub  zeigte auch, dass man mit Fantasie selber für Spass sorgen kann: Versuchen Sie einmal ein Blättchen Toilettenpapier aus einigen Metern Abstand mit dem Föhn in einen Becher zu bugsieren. Scheitern gehört dazu. Oder sie fahren grosse Geschütz auf wie Peter Shub den Laubbläser. Falls zum Nationalfeiertag wieder einmal ein absolutes Feuerverbot ausgesprochen wird, schliessen sie die Augen und visualisieren sie Gefunkel und Farben am Nachthimmel. Kneifen sie dazu einen aufgeblasenen Ballon. Das ist fast so schön wie am Seenachtsfest.

Meisterhaftes Minenspiel
Peter Shub besitzt die Gabe gewöhnlichen Gebrauchsgegenständen zum Leben zu erwecken: Aus einem Malerroller wird ein Flugzeugpropeller, aus einem Mikrofonständer eine Tanzpartnerin, aus einem Busch Basilikum ein Haarschopf, aus einem Korkenzieher eine Puppe. Oder er komponiert mit  den Hustern im Publikum ein mehrstimmiges Stück. Vor allem spielt er virtuos mit Mimik und Körpersprache. Blicke, Schulterzucken, ein Seufzer: kleinste Regungen in seinem markanten Gesicht sprechen Bände.


«Spass zu haben ist das Wichtigste», sagte Peter Shub, der in seinem Programm nur wenig, hauptsächlich im zweiten Teil nach Art der Stand up-Comedy sprach. Er hatte auch ein paar Insidertipps parat – zum Teil nicht jugendfrei. «Zum Beispiel: Schauen Sie einem am Gate wartende Reisenden tief in die Augen und sagen sie eindringlich: Steigen Sie nicht in dieses Flugzeug». Der Rest ist Spass.


Für Peter Shub endete der Abend mit der Rückkehr zu seinen Anfängen, zu seiner Geburt – eine unbeschreiblich komische Nummer; das Publikum lachte Tränen. Und mit Winken; gefühlte zwanzig Minuten winkte er freundlich in alle Richtungen bis auch der letzte Zuschauer lächelnd den Saal verlassen hatte.

Text und Bilder: Monica Dörig