Lauschige Sommernächte mit ein paar Tränen

Gut besuchte Appenzeller Filmnächte: «C’è ancora domani», «Conclave» und «En Fanfare» bewegen das Kinopublikum

Die Kunsthalle Appenzell hat sich vergangene Woche in einen «Kinosaal» verwandelt. Dem Publikum auf dem Ringofen zeigte die Kulturgruppe Appenzell von Donnerstag bis Samstag drei verschiedenartige Filme.

Seit vielen Jahren lädt die Kulturgruppe Appenzell gegen Ende der Sommerschulferien ins «Kino» ein – früher an verschiedenen Orten, seit 2023 in der Kunsthalle Appenzell. Vom Donnerstag bis Freitag sind auf der Leinwand auf der Plattform über dem Ringofen drei besondere Filme gezeigt worden. Das Publikum war von der Auswahl ausgesprochen angetan.
Im italienischen Streifen «C’è ancora domani» erduldet Delia ihren gewalttätigen Ehemann, den despotischen Schwiegervater, die respektlosen Söhne und die giftelnden Nachbarinnen. Die arme Familie bringt sie mit diversen Gelegenheitsarbeiten durch. Als sich für ihre Tochter das selbe Los abzeichnet, beginnt sie sich heimlich zu wehren.
Für sie und Tausende Schicksalsgenossinnen bedeutete die Erteilung des Stimm- und Wahlrechts 1946 Hoffnung auf Veränderung. Die Thematik und die raffinierte filmische Umsetzung lieferten am Donnerstagabend Stoff für Diskussionen – auch im Gedenken daran, dass Schweizerinnen 1971 (und Innerrhoderinnen erst 1991 vollumfänglich) diese Rechte erhalten hatten. Bis zum unerwarteten Schluss blieb der im Stil der alten italienischen Dramen gedrehte Film spannend.

Unverhofft aktuell
Ebenso fesselnd war der Oscar-Gewinner-Film «Conclave», ein Film über eine Papstwahl mit ebenfalls unerwartetem Ausgang – und angesichts des Todes von Papst Franziskus höchst aktuell. Wie ein Thriller hat er am Freitag die Zuschauerinnen und Zuschauer hineingezogen in die von starren Regeln und Intrigen durchzogene Atmosphäre des Vatikans. Regisseur Edward Berger fand berückend schöne, starke Bilder dafür. Die Schauspieler – allesamt gut gealterte Grössen Hollywoods und des europäischen Kinos – gaben grossartige Charakterstudien.
Charakterköpfe bilden die Gemeinschaft in der nordfranzösischen Provinz, in der Jimmy mit seiner Adoptivmutter lebt, ein Kantinenkoch und Posaunist in der «Dorfmusik» mit absolutem musikalischem Gehör. Überraschend besucht ihn sein Bruder Thibaut, ein berühmter Dirigent, von dem er nichts geahnt hat, von dem er zunächst nichts wissen will, der ihn aber braucht für eine lebensrettende Knochenmarkspende.

Berührende Komödie
Ohne Pathos und Kitsch beschreibt Regisseur Emmanuel Courcol, wie sich die beiden annähern und inspirieren. In der Sozialkomödie prallen verschiedene Lebenswelten aufeinander. «En Fanfare» ist vielen nahegegangen: wegen der Geschichte, der direkten Sprache, des Humors – und wegen der authentischen Darsteller.
Ein herzerwärmender Abschluss der Appenzeller Filmnächte, die wieder eingebettet waren in die zauberhaften Sommerabende in der Gartenwirtschaft hinter der ehemaligen Ziegelhütte, kulinarisch köstlich umrahmt und freundlich umsorgt von Regina und Andreas Brülisauer und ihrem Team. Das Publikum lobte auch die herzliche Stimmung an den Filmabenden und das Kuchenbuffet der Kulturgruppen-Bäckerinnen. Es freute sich zahlreich an den cineastischen Bravourstücken: Der «Kinosaal» auf dem Ringofen war sehr gut besetzt; für «Conclave» wurden gar zusätzliche Stuhlreihen nötig.

(Bilder und Text: Monica Dörig)