Das Mysterium des Radios

Das Duo Luna-tic machte mit dem Programm «ON AIR» Kälte und Betrübnisse draussen in der Welt vergessen

Zum guten Glück war die Live-Sendung von Radio Luna-tic vom Samstagabend im «Hecht» in Appenzell finanzielle abgesichert! Sonst hätten die hundert Gäste der Kulturgruppe Appenzell einen lustigen Abend – und ein Wiedersehen mit dem Duo Luna-tic – verpasst.

Das Publikum erlebte nicht nur eine packende Reportage vom Flug zweier Astronautinnen zum Mond, singende Hunde,  eine Liebesgeschichte als Hörspiel in mehreren Varianten und Anrufe vom ratsuchenden Heiri aus Innerrhoden, sondern ein klassisches Potpourri  mit Choreografie als wäre es der Schwanensee. Obwohl man den Tanz am Radio nicht sieht, man spürt die Hingabe.

Neben dem Radio-Geplauder der kapriziösen Oli (Stephanie Lang) aus Ost-Paris mit der naiven Claire (Judith Bach) mit der Berliner Schnauze gab es natürlich viel Musik: Canzoni und Chansons, Evergreens und Opernarien, dazu das immer wieder gefeierte vierhändig-akrobatische Klavierspiel der beiden unterschiedlichen Frauen. Eine Nummer über den Klassenclown schlug nachdenkliche Töne an. Und endlich, endlich kam auch der Schacherseppli zum Auftritt, der in keinem Wunschkonzert fehlen darf. Diesmal begegnete er der aparten Assistentin von Monsieur St. Pierre am Himmelstörli.

Pariser Charme und Berliner Schnauze

Oli und Claire reihten am roten Faden der Radiosendung viele kleine Sketches und lustige Ideen auf, ein bisschen Klamauk, ein bisschen Slapstick, ein bisschen Varieté. Dabei flochten sie zur Freude des Publikums etwas Lokalkolorit ein. Und wie es zu den Figuren des hinreissenden Duo Luna-tic gehört, wilde Tänze, Gefühlsausbrüche, verdrehte Übersetzungen aus dem charmanten  Französisch von Oli ins Berlinerische,  da und dort ein Wortspiel und das unnachahmliche rotzfreche Gelächter von Claire.

Die zwei Frauen, die in Genf und Konstanz leben, sind mit vielen Talenten gesegnet: Als  Schauspielerinnen verfügen sie über ein grosses Repertoire an mimischen und körperlichen Ausdrucksmitteln, als Sängerinnen persiflieren, säuseln und grölen sie prächtig, sie sind Pianistinnen  und an der Scuola Dimitri ausgebildete Clownfrauen.

Radio – fast wie im Leben
Sie konnten zwar nicht wissen wie viele Menschen zuhause an den Radiogeräten die Nachtsendung zwischen zwei und vier Uhr morgens verfolgten. Oli. «Das ist das Mysterium des Radios: Man spricht und spricht und spricht. Und man weiss nicht, ob jemand zuhört». Claire: «Das ist wie im Leben».

Am Samstagabend haben im vollbesetzten Saal des Hotel Hecht gegen hundert Frauen, Männer und Kinder aufmerksam zugehört, sich köstlich amüsiert, als gemischter Chor mitgesungen, herzhaft gelacht und nach er ersten und der zweiten Zugabe – ein beeindruckendes Stepptanz-Duett – begeistert applaudiert.


Text und Bild: Monica Dörig