Trash, Persiflagen und etwas Pantomime

Das Duo Pasta del Amore malträtierte Bauchmuskeln und Hirnwindungen

Am Anfang stand ein Klassiker: Eine Abhandlung zur Weltlage, in der Begriffe phonetisch missbraucht werden. Das funktioniert immer. Das Duo Pasta del Amore spielt in seinem Programm «Show Zäme» auf der Klaviatur der Kleinkunst-Genres und man ist nie sicher wie ernst die beiden das meinen. Sie reihen Wortspiel an Kasperlitheater, Pantomime an Stammtischnummer. Das Appenzeller Publikum hat es sehr genossen herzhaft zu lachen – auch über einfache Scherze.

Die Rätselrunde am Schluss war doch etwas zu knifflig für das Publikum. Die pantomimisch dargestellten Begriffe führten zum Offensichtlichen, die Lösung war aber etwas ganz Anderes. Darauf kann man nur kommen, wenn man um die Ecke denkt wie Christian Gysi und Bruno Maurer. Das Komikerduo aus dem Aargau mit Namen Pasta del Amore reiht in seinem Programm «Show Zäme» Sketche, etwas Stand up-Comedy und klassische Pantomime aneinander ohne den sprichwörtlichen roten Faden. Das Besondere daran ist, dass vieles was einfach gestrickt daherkommt, unverhofft ins Absurde kippt.

Training für Bauchmuskeln
Das Publikum in der Kunsthalle Ziegelhütte konnte sich am Samstagabend entspannt zurücklehnen und sich den schrägen Scherzen und der Persiflagen über Testosteronbolzen und Stammtischbrüder und dem bekömmlich gekürzten Hollywoodstreifen Titanic in der «Blockbusterli-Show» hingeben. Es lachte viel und trotz Maske herzhaft. Allein die Körpermusik von «Pasta del Amore» war zum Schreien komisch und malträtierte die Bauchmuskeln – jene der Darsteller und jene der Zuschauenden, die bald mitklatschten. Und die entspannten Weisheiten im Comedy-Satire-Theater liess man sich gern
gefallen: «Das Leben ist wie ein Liegestuhl: Liegt man zu heftig rein, klappt er zusammen».

Durchs Land getingelt
Die beiden Quereinsteiger mit punkigem Hintergrund – sie fanden über Umwege von solider Berufsausbildung und Clown-Schule bis freier Theaterszene zusammen – waren 12 Jahre lang als Duo auf Kleinkunstbühnen unterwegs. Nach einer Auszeit, in der beide während einiger Jahre in anderen Projekten mitwirkten, legten sie 2018 einen fulminanten Neustart hin. Seither erwartete die Kulturgruppe die beiden sehnlichst in Appenzell; zweimal musste der geplante Auftritt aus den bekannten Gründen abgesagt werden. Für die beiden lief es im vergangenen Pandemiejahr gut, wie sie erzählten. Sie haben ihre Requisiten eingepackt und sind durch das Land getingelt und aufgetreten wie und wo es mit den Coronamassnahmen möglich war. «Schliesslich hatten wir ein volles Jahr», freute sich Christian Gysi. Und auch für das neue Jahr sei ihre Agenda schon gut gefüllt.

Zweimal Kunstgenuss
«Pasta del Amore» haben das Jahresprogramm der Kulturgruppe Appenzell eröffnet. Das Komikerduo und die Organisatorinnen blicken zuversichtlich ins 2022. Leiter Silvio Signer meinte optimistisch, den nächsten Anlass – die Wortakrobaten «Ohne Rolf» am 26. März – werde man sicher ohne Maske geniessen können. Er hatte viel zu danken: dem treuen Stammpublikum und den am Samstag zahlreichen neuen Gästen, den grosszügigen lokalen Sponsoren und Gönnern, die auch nach einem Jahr Pause die Kulturgruppe unterstützen, ohne zu wissen was möglich sein wird, und den Gastgeberinnen in der
Kunsthalle Ziegelhütte mit Kurator Roland Scotti. Die Kulturgruppe und das Publikum – am Samstag waren es erfreuliche 100 Personen – fühlen sich immer herzlich willkommen; das Ziegelhütte-Team trägt viel zum schönen Erlebnis bei, sei es mit dem kulinarischen Angebot oder der Möglichkeit, die aktuelle Ausstellung – ein Ausschnitt der Ostschweizer Schau «Heimspiel» – zu besuchen. Dies haben am Samstagabend etliche Besucherinnen und Besucher genutzt.

Der Abend ist rundum gelungen. Die Freude am Gemeinschaftserlebnis war spürbar und klang nach der Vorstellung am grossen Tisch nach. Und da und dort wurde weiter gerätselt über die schrägen Gedankengänge von «Pasta del Amore».

Text: Monica Dörig / Bilder: Monica Dörig, Silvio Signer