Genussreiche Filmnächte im Klostergarten

Kulturgruppe Appenzell will Filmnächte weiterhin im Klostergarten stattfinden lassen

Zehn Jahre lang hat die Kulturgruppe Appenzell Filme «mit Herz und Humor», wie es auf der Website heisst, unter Dach in der Hofersäge gezeigt. Zuvor hatte sie zusammen mit dem Bezirk Appenzell einige Jahre ein openair-Kino mit einem altertümlichen Operator-Wagen und Grossleinwand auf dem Kronengartenplatz organisiert. Das Wetter hatte den Organisatoren oft einen Strich durch die (Erfolgs-)Rechnung gemacht, so dass man die Filmnächte vorläufig aufgab.


Die lauschige Festwirtschaft, die tolle Sommernachtsstimmung lockte trotz der suboptimalen Bedingungen für eine Filmvorführung in der Hofersäge dennoch immer ein grosses Publikum an. Manche Vorstellung war ausverkauft. Am letzten Wochenende fanden die Appenzeller Filmnächte erstmals wieder openair statt. Der Grund ist unter anderem, dass die Kulturgruppe nach neuen Lokalitäten hat Ausschau halten müssen, weil die Hofersäge künftig nicht mehr zur Verfügung steht. Dort hat die Kulturgruppe bis im vergangenen Jahr regelmässig auch ein Frühsommerkonzert ausgerichtet.


Dass sie immer wieder neue Lokalitäten suchen muss, ist sich die Kulturgruppe gewohnt. Es gibt immer weniger Säle im Dorf, die verbliebenen sind oft für Hochzeiten oder Seminare reserviert, Speiserestaurants sind wenig erpicht darauf, ihre Räumlichkeiten für ein Publikum freizugeben, das wenig konsumiert, lauten manchmal die Begründungen.


Es ist also immer wieder Kreativität und Flexibilität gefragt um die sechs Anlässe pro Jahr stattfinden zu lassen. So zählen momentan die Kunsthalle Ziegelhütte und das Kapuzinerkloster zu den Lokalitäten; nächstes Jahr wird - wie früher schon – wieder das Restaurant Alpstein ein Kabarett-Spielort sein.

Der Leiter der Kulturgruppe Appenzell, Silvio Signer, blickt aber zunächst auf sehr erfolgreiche Filmnächte 2018 zurück.

Herr Signer, welche Bilanz ziehen sie nach der ersten Durchführung der Filmnächte im Garten des ehemaligen Kapuzinerklosters?
Ein sehr gute. Wir sind sehr erfreut, dass sich der aufwendig Aufbau des Openair-Kinos gelohnt hat: an beiden Abenden zusammen sind etwa 300 Besucherinnen und Besucher gekommen. Das sind fast doppelt so viel wie in der Hofersäge Platz gehabt hätten. Und das zeigt, dass Filmvorführungen in Appenzell ein Bedürfnis sind.

Was wäre die Alternative bei schlechtem Wetter gewesen?
Wir hätten die Filme im Refektorium des ehemaligen Kapuzinerklosters gezeigt. Für den Gastro-Bereich hätten wir improvisieren müssen. Es hätten weniger Leute Platz gehabt, etwa so wie in den vergangenen Jahren in der Hofersäge. Sicher ist aber, dass trotzdem viele Leute gekommen wären wegen der guten Stimmung. Wir wissen, dass für etliche Gäste der Film nicht der Hauptgrund für ihr Kommen ist. Sicher ist auch, dass die Gäste das Verpflegungsangebot gelobt hätten. Das Chili con Carne und die Kuchenvielfalt fanden heuer extrem viele Abnehmer.

Wie schaffen Sie als sechsköpfige Gruppe, solche Anlässe zu realisieren?
Wir sind ein sehr gut eingespieltes Team. Je nach Örtlichkeit braucht es mehr oder weniger körperlichen Einsatz um die Infrastruktur aufzubauen. Wir haben das Glück, dass wir immer auf die Hilfe ortsansässiger Firmen zählen dürfen, zum Beispiel für die Filmnächte beim Bau der Leinwand auf Familie Signer und ihr Team oder Ludwig Sutter ermöglichte die Abdeckung des Rasens.
Weil wir an den Filmnächten sowohl Bar als auch Küche betreiben, stehen wir nicht nur beim Auf- und Abbau sondern auch an der Gastro-Front im Einsatz. Zum Glück haben wir für die Filmnächte eine zusätzliche, super Küchencrew.

Wie sieht der finanzielle Erfolg Ihrer Anlässe aus?
Wir streben keinen Gewinn an. Wenn wir etwas Geld verdienen, investieren wir es in Ausrüstung: so haben wir über die Jahre unter anderem Licht- und Tonanlagen angeschafft, die wir auch andern Veranstaltern leihen können. Gemäss unseren Statuten wollen wir Kleinkunst mit Niveau zu moderaten Preisen anbieten.  Das können wir dank einheimischen langjährigen Sponsoren und grosszügigen Gönnerinnen, die uns regelmässig finanziell unterstützen, und da wir Mitglied in der Appenzeller Kulturkonferenz sind (Dachorganisation von nichtkommerziellen Kulturveranstaltern beider Appenzell) erhalten wir für jede Veranstaltung einen Beitrag an die Betriebskosten. Nicht zuletzt können wir jedes Jahr ein abwechslungsreiches Programm gestalten dank der ehrenamtlichen Arbeit der sechs Mitglieder der Kulturgruppe.

Werden nächstes Jahr wieder openair-Filmnächte in Appenzell stattfinden?
Nach diesem tollen Erfolg, haben wir beschlossen, sie wieder im Klostergraten durchzuführen.

Text, Interview und Bilder: Monica Dörig