AV - Selten erlebte grossartige Kleinkunst

Compagnia Ziba erzählte mit «Limbus Cabaret» ein Liebesdrama mittels Akrobatik, Tanz und Slapstick.

Die Compagnia Ziba aus der Toscana kündigte ihr Programm «Limbus Cabaret» selbstbewusst als fantastisch, eklektisch, apokalyptisch, epileptisch, gigantisch und mit vielen Adjektiven mehr an. Man kann es auch einfacher auf den Punkt bringen: Die drei Varieté-Künstler begeisterten das Appenzeller Publikum mit grossartiger Bühnenkunst.

«Willkommen, Bienvenue, Welcome», wie im legendären Musical «Cabaret» wurde das Publikum am Samstagabend im Theatersaal des Gymnasiums St.Antonius in Appenzell begrüsst. Ein roter Samtvorhang und blinkende Lichterketten: schon entstand der nostalgische Zauber. Die Kulturgruppe Appenzell bot den Gästen eine Kategorie der Kleinkunst, wie man sie heute nicht mehr oft zu sehen bekommt: Varieté – eine Show, die Akrobatik, Dramatik, Schauspielkunst und Slapstick vereint.
Die Darstellenden erinnerten mit ihrer  ausgeprägten Mimik und Körpersprache, aber auch mit den Kostümen, an die komischen Stummfilme eines Buster Keaton. Ihre Kunst ist zwar eine lebhafte, aber leise und poetisch. Compagnia Ziba setzt einen Gegenpol zu Klamauk und schnellen Gags moderner Comedy. Ihr Handwerk haben Laura Belli, Lorenzo Torracchi und Michele Pagliai in der Scuola Teatro Dimitri in Verscio im Tessin gelernt.

Bewegungstheater mit skurrilem Humor
Wie im Musical, in den meisten Bühnenstücken und in den klassischen Commedia del’Arte-Konstellationen geht es auch bei «Limbus Cabaret» um das Eine: die Frau. Rund um die Geschichte von Liebe und Eifersucht jonglierten, tanzten, zauberten und turnten die drei italienischen Artisten. Sie sind hervorragende Pantomimen: Ein einzelner Blick oder eine Geste lösten schon Lacher aus. Ohne Worte, mit ausgeklügeltem, schwerelos erscheinendem Bewegungstheater beeindruckten sie die Zuschauer.

Klassische Dreiecksgeschichte
Diese liessen sich mit Freude in die Dreiecksgeschichte hineinziehen. Darin drängt sich eine Frau in die Freundschaft zweier Artisten. Einer verliebt sich und heiratet die Schöne; sie bekommen ein Kind. Der andere brütet eifersüchtig vor sich hin, versucht dem Freund die Holde auszuspannen. Jener kocht vor Eifersucht. Es kommt zum makabren Showdown mit wackeligen Kartonmessern und Plastikgewehr.
Die drei Darsteller sind verdammt: Jeden Abend müssen sie auferstehen wenn das Bühnenlicht angeht und das groteske Drama wieder abspulen, bis zum blutigen Ende, um am nächsten Tag erneut aufzustehen... Jetzt wird auch klar wie die Show zu ihrem Namen kommt: Limbus meint in der katholischen Theologie die Vorhölle.

«Limbus Cabaret» beendete das Programm 2015 der Kulturgruppe Appenzell; die Organisatoren der Kleinkunstanlässe freuen sich schon auf den Start des Kulturjahres 2016, das am 16. Januar mit dem Auftritt des Ostschweizer Kabarettisten Manuel Stahlberger  startet.


Text und Bilder: Monica Dörig