AV - I pendolari dell'essere

Es war zum Schreien komisch.Was «I Pendolari dell' essere» zur Liebe im Allgemeinen und im ganz Besonderen zu sagen, vielmehr zu zeigen hatten, war wahnsinnig lustig. Am Samstag hat das Publikum im Hotel Löwen in Appenzell Tränen gelacht.

Das Herz schlägt «Tatum...tatum..» bevor es «Crack» entzwei bricht. Valter Rado und Cesare Bonanno spielten kleine Szenen über die Liebe. Im Saal des Hotel Löwen in Appenzell wurden am Samstag Tränen gelacht. Das Jahresprogramm der GfI-Kulturgruppe nahm damit einen schrecklich komischen Anfang, der in eine paradiesische Orgie mündete. Bittersüsse Liebesszenen Der Anfang war märchenhaft. Auf der Suche nach der Principessa wurden Frösche und anderes Getier geküsst; Amors Pfeil traf da und dort. Mit köstlicher Pantomime erzählten «I Pendolari dell'Essere» vom «Cou de foudre», von fehlgeleiteter und von käuflicher Liebe. Die «Pendler des Seins» orchestrierten die bittersüssen Szenen über die Liebe im Allgemeinen und im Besonderen mit feinsinnigen Andeutungen. Hier ein Augenaufschlag, dort ein Seufzer. Pantomimische Metaphern, die der Fantasie reichlich Nahrung gaben. Nichts wurde dabei ausgelassen, weder schwelgerische Romantik noch das virtuelle Liebesspiel. Es brauchte kaum Worte, um zu verstehen; die Liebesgeschichten fanden in den Köpfen der Zuschauer statt. Dazu brauchten sich die italienischen Komödianten weder Anzüglichkeiten noch platter Komik zu bedienen. Bauchweh im Sündenpfuhl Valter Rado und Cesare Bonanno zeigten die hohe Kunst der «Commedia dell'Amore». Die vielfältigen Kapitel der Liebe, die verflixten Seelenzustände und absurden Auswüchse wurden als zeit- und alterloses Drama auf die schlichte kleine Bühne gebracht. Das tragikomische Theater lebte von gekonnt platzierten Gesten und Pausen, von meisterhafter Pantomime und umwerfendem Mienenspiel. Wen wundert es, dass sich das Publikum, das vor Lachen längst Bauchweh hatte, zu einer Orgie hinreissen liess. Aus Lauten des Alltags - aus Ahs, Ohs und Ühs - choreographierten die beiden Künstler den paradiesischen Sündenpfuhl, den «avantgarderotischen» kollektiven Höhepunkt. Das erheiterte Publikum konnte getrost nach Hause gehen. Am Ende erhielten alle Absolution für ihre nicht jugendfreien Fantasien - bittersüsse.

Monica Dörig