AV - Allein-Unterhalterin und Gesamtkunstwerk

Frölein Da Capo servierte einem begeisterten Publikum ein «Gemischtes Plättli» ihrer vielen Talente.

Für manche ist sie die «Zweiminuten-Trulla» aus dem Sonntagabendprogramm im Schweizer Fernsehen. Für alle die am Samstag der Einladung der Kulturgruppe Appenzell ins Restaurant Alpstein folgten, ist Frölein Da Capo ein formidables Einfrauorchester, das sich mit Charme und bodenständigem Humor in die Herzen des Publikums spielte, sang und plauderte.

Vor allem ist Frölein Da Capo eine begnadete Sängerin. Die Luzernerin kann ihre Stimme modulieren vom Reibeisen bis zum zwitschernden Vögeli, kann wie eine Xanthippe kreischen, wie ein Rockstar röhren oder verführerisch gurren. Die Vergangenheit in Rockband und Acappella-Formation hat sich ausbezahlt.

Lieder über das gewöhnliche Leben
Frölein Da Capo sang am Samstagabend zum Beispiel ein leicht makabres Blasmusikdrama in Moll, einen Song über wehleidige Männer – also eigentlich über alle Männer –, über schuhsüchtige Schätzli – also über fast alle Frauen –; sie stimmte den Trainerhosenblues an, die Ballade von Elfriede, die den Frühling spürt und den unwilligen Kurt – also über zahlreiche Langzeitbeziehungen.
Das adrette Frölein tischte auf ihrem «Gemischten Plättli» auch Tango und erotische Jodel auf, Variationen vom Volkslied, Häppchen einer Ehe, einen Therapie-Song gegen mangelndes Fernweh und sogar ein Lied mit einer wichtigen Botschaft: «Erst denken, dann schenken.» Irene Brügger-Hodel, so der bürgerliche Name der Entertainerin, schöpft oft aus ihren eigenen Erfahrungen, aber weil sie als Mami von zwei Kindern auf ihrem Bauernhof in Willisau nicht wahnsinnig viel erlebt, bedient sie sich auch gern in andern Leben.
Frölein Da Capo unterhielt mit burschikosen Plauderton zwischen den musikalischen Auftritten und verblüffte einmal mehr mit der virtuosen Beherrschung des Loop-Samplers, der aus ihrer umwerfenden Stimme einen voluminösen Chor generierte. Beherzt griff sie zum Euphonium, auch wenn mancher Ton ein wenig schräg dahertrötete, oder zur Trompete, die die Mundartlieder schmissig garnierte. Auch die Vergangenheit in der Feldmusik wirkt nach.

Multitalent und Gesamtkunstwerk
Wenn sie sich die Gitarre umhängt, den Blues mit Hingabe singt oder countrymässig rockt, dann kommt einem das ehemalige Meitli vom Land – in ihrem aparten Corsagenkleid mit Petticoat, mit ihren hübsch gedrehten Haaren und den mörderischen Pumps – vor wie eine Nashville-Prinzessin.
Frölein Da Capo ist ein Multitalent und Gesamtkunstwerk, eines das gute Laune macht. Zwar finden sich in ihren Liedtexten viele Klischees, aber auch feine ironische Spitzen. Zwar will das Frölein mit seiner Kunst nicht die Welt verändern, in ihren Eigenkompositionen gibt es aber da und dort Anlass zum Nachdenken.
Und ziemlich oft hält sie uns den Spiegel vor, damit wir über unsere alltäglichen Unzulänglichkeiten lachen. Vor allem ist Frölein Da Capo eine grossartige Allein-Unterhalterin: Bei ihr bekommt die Bezeichnung eine ganz andere Dimension. Sie bescherte der Kulturgruppe Appenzell vor sehr vollen Rängen im «Alpstein» einen wunderbaren Abschluss des Kulturjahres 2014.

Kulturgenuss 2015
Dank treuer Stammgäste und grosszügiger Sponsoren konnte die Kulturgruppe Appenzell für das nächste Jahr wieder ein hochkarätiges Kleinkunstprogramm zusammenstellen. Silvio Signer, Leiter der Kulturgruppe, präsentierte das druckfrische Programm 2015 am letzten Samstag. Es verspricht einige Leckerbissen: Zum Beispiel, Slam-Kabarett, ein Multikulti-Salonorchester, groteskes Varieté oder die traditionellen Filmnächte. Es macht Lust sich das Kultur-Abo zu leisten – oder zu wünschen. Es ermöglicht den Besuch von sechs abwechslungsreichen Events in unterschiedlichen Lokalitäten in Appenzell zu einem vergünstigten Preis. Es ist mittlerweile ein sehr beliebtes Weihnachtsgeschenk, zu bestellen unter www.kultur-appenzell.ch.

Text und Bild: Monica Dörig